Besonderheiten bei der Internationalisierung von KMU´s

In kleinen und mittleren Unternehmen (KMU´s), erfolgt der Entschluss zur Umsetzung der Internationalisierung vielfach mehr oder weiniger zufällig. Als Grundlage dienen oftmals in- und ausländische Kontakte sowie existierende Marktbindungen im Ausland.  Das bedeutet, dass die Auswahl des Zielmarktes  und der Internationalisierungsform in der Praxis häufig intuitiv und unter Abhängigkeit von Zufällen entschieden wird.

Trotz das der Organisationsaufbau (sofern überhaupt eine formale Organisations-struktur besteht) und die Funktionsbereiche weniger ausgeprägt sind, als bei Großunternehmen,  erfolgt die Evolution der Internationalisierung jedoch im Großen und Ganzen des zuvor beschriebenen Prozesses. Hierbei ist die Entwicklung viel stärker von den gemachten Erfahrungen abhängig. So steigen KMU´s eher selten oder nur in Zwangssituationen (z.B. weil Großkunden eine Präsenz vor Ort verlangen oder Kostensenkungen rasch umgesetzt werden sollen) direkt in eine höhere Stufe (z.B. Auslandsproduktion) ein.

Der größte Teil der Unternehmen startet mit Import-/Exportgeschäften.  Unter Zuhilfenahme bestehender und erfolgreicher Geschäftsbeziehungen weiten KMU´s ihre Auslandsgeschäfte aus.  So wird nach Erreichen eines gewissen Marktanteils oder das Aufweisen der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und eines entsprechenden Kundeninteresses in ausländische Vertriebsniederlassungen investiert, wobei KMU´s im Gegensatz zu Großunternehmen tendenziell erst Beziehungen zu ihren Partnern (z.B. in Form von Vereinbahrungen) aufbauen, bevor sie mit den eigentlichen Investitionen beginnen.

Manche Firmen entschließen sich darauf folgend Service- und Montageaktivitäten oder geringe Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben zur Nutzung der Kundennähe auszugliedern.  In Osteuropa erfolgt der Aufbau einer ausländischen Produktion bspw. häufig durch das Aufstellen von gebrauchten Maschinen.  Ein steigender Erfahrungsschatz führt zum Ausbau der Investitionen und der Nutzung weiterer Chancen auf den Auslandsmärkten.

Diese Internationalisierungsschritte lassen sich auch durch Kooperationen umsetzen. Kooperationen gelten für kleine und mittlere Unternehmen häufig als einzig geeignete Form. Ein Grund hierfür ist, dass KMU´s oftmals über eine geringe Angebotspalette verfügen bzw. weitaus häufiger Marktnischen bedienen und somit das geringe Sortiment nicht durch Absatz und Produktion im Ausland eigene Tochtergesellschaften abdeckt. Ein weiteres Argument sind die begrenzten Unternehmensressourcen von KMU´s, welche häufig das Erkennen und vor allem das Nutzen von Auslandsmarktpotentialen hemmen. Des Weiteren ist die Risikotragfähigkeit begrenzt, denn diese Unternehmen sind häufig langfristig von gewissen Basiserfindungen und deren Weiterentwicklung abhängig. Hierdurch bieten sich Kooperationen für Auslandsgeschäfte an, da die Flexibilität gewahrt wird und die Unternehmen sich auf die eigenen Kernkompetenzen konzentrieren können. Allerdings neigen  kleine und mittlere Unternehmen eher zu selbst bestimmenden Formen der Internationalisierung für die Auslandsmarktbearbeitung, auch wenn dies einen höheren Ressourcenaufwand und der Aussetzung damit verbundener Risiken erfordert.

Quellen:

Bamberger, Ingolf: Strategische Unternehmensberatung – Konzepte, Prozesse, Methoden, Gabler Verlag, Wiesbaden 2000

Kaufmann, Friedrich: Internationalisierung durch Kooperationen – Strategien für mittelständische Unternehmen, Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden 1993

Kaufmann, Friedrich/ Menke, Andreas: Standortverlagerung mittelständischer Unternehmen nach Mittel- und Osteuropa, Schäffer-Poeschel Verlag 1997

Krystek, Ulrich/ Zur, Eberhard: Handbuch Internationalisierung – Globalisierung - eine Herausforderung für die Unternehmensführung, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2002

von Behr, Marhild/ Semlinger, Klaus: Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen – Neue Entwicklungen bei Arbeitsorganisation und Wissensmanagement, Campus Verlag, München 2004


© 2006 · Daniel Hartling · email senden